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Languedoc 2006

2 Hauptfassade der Kathedrale in Narbonne

2 Hauptfassade der Kathedrale in Narbonne

Eine markante, eigenwillige Kathedrale mit dem Charakter einer Wehrkirche setzt den Hauptakzent im Stadtbild.

Wenig bekannt und absolut lohnenswert

Das ist sicher der richtige Titel für das Weingebiet, dem unsere Reise im 2006 gegolten hatte. Das Languedoc - das Gebiet, das sich in einem weiten Bogen vom untersten Rhône-Lauf bis zur spanischen Grenze vor dem südlichen Abhang des französischen Zentralmassivs zu den Pyrenäen hin erstreckt - ist das größte zusammenhängende Weinanbaugebiet in der Welt. Das Languedoc war schon vor der Römerzeit ein carrefour de l'europe und ist es bis in unsere Tage geblieben. Die Stadt Narbonne, unser Ausgangspunkt, war die erste römische Hauptstadt jenseits der Alpen! Und spätestens die Römer, vermutlich aber bereits die alten Griechen, haben den Weinbau in diese Region gebracht.

Heute zeichnet sich das Languedoc durch eine Vielzahl an Teilgebieten mit unterschiedlichen Rebanbau-Regelungen aus. Die Zahl der Betriebe, die auf höchste Qualität setzen und mit ihren Produkten vielen, hochkotierten Weingütern in andern Regionen ebenbürtig und sogar oft überlegen sind, wächst rasch. Nur ist der Ruf noch nicht so groß - und dank dessen die Preise moderat, oft sogar sehr moderat. Wir haben insgesamt fünf der wichtigsten Anbaugebiete mit einer eigenen appellation controlée bereist und je ein von der Fachwelt entsprechend vermerktes Weingut besucht.


L'Hospitalet

L'Hospitalet

La Clape

Nach einer eindrücklichen Bahnreise über Genf und von dort mit dem TGV in den Süden, holten uns unsere Car-Chauffeure am Bahnhof von Montpellier ab und führten uns ins Hotel bei Narbonne. Der Abschluß des langen Reisetages bildete die erste Bekanntschaft mit den Weinen der Region La Clape, die wir in einem Weinbaubetrieb mit Hotel und Restaurant zwischen Narbonne und dem Mittelmeer degustierten.

Mme und M. Vidal-Dumoulin

Mme und M. Vidal-Dumoulin

Das Ehepaar Vidal-Dumoulin betreibt sein Weingut mit großem Engagement.

Faugères

Der zweite Tag war den beiden appellations contrôléesFaugères und Saint-Chinian gewidmet. Wie uns Bernard Vidal beim Gang in die Reben erklärte, besteht der große Unterschied zwischen diesen beiden Gebieten und ihren Weinen darin, daß Faugères ausschließlich auf Schieferböden (schiste) anbaut, während im benachbarten Saint-Chinian die Reben mehrheitlich auf Ton-Kalk-Böden (argilo-calcaire) stehen.

Die wichtigsten roten Rebsorten in beiden Gebieten sind Carignan, Grenache, Mourvèdre, Syrah. Es werden aber auch Weine mit Rebsorten aus dem Bordelais gekeltert.

Château La Liquière der Familie Vidal-Dumoulin hat einen sehr bekannten Namen. Und mit dem gleichen Engagement, das Bernard Vidal für seine Domaine aufbringt, hat er sich jahrelang für die Qualitätsverbesserung im Languedoc eingesetzt.




Le cassoulet

Le cassoulet

Zwischenboden

Um der nächsten Degustation standzuhalten, braucht es einen soliden Zwischenboden. Wir sind im Land der cassoulets: kräftig, deftig, mit weißen Bohnen und Kichererbsen - und in unserem Fall mit Entenfleisch und Wurst aus Cessenon.

Saint-Chinian

La Grange de Quatre Sous

La Grange de Quatre Sous

Die Schwyzerin Hildegard Horat zeigt uns ihr Weingut, das sie nun schon über 18 Jahre betreibt.

... und jetzt die Degustation

... und jetzt die Degustation

Wer die Faugères-Weine vom Morgen noch auf der Zunge hatte, konnte nun etwas anderes ausmachen.

Der Chef läßt uns degustieren

Der Chef läßt uns degustieren

... dabei ist eigentlich Isabelle Coustal die Chefin, ihr Mann Matthieu mußte sie bei uns vertreten.

Minervois

Am dritten Tag war der Morgen dem Minervois gewidmet. Diese Weine, die ebenfalls mit den gleichen Rebsorten wie in Faugères, Saint-Chinian und den weiteren Spitzengebieten des Languedoc assembliert werden, zeichnen sich durch große Fülle und Wärme aus.
Die Gegend hat ihren Namen vom kleinen Städtchen Minerve, das in der Geschichte der Katharer eine besondere Bedeutung hat, denn in ihm gab es im 16. Jahrhundert ein übles Hugenotten-Massaker. Allerdings heißen die Wein-Hauptorte La Livinière und Siran. Die Böden im Minervois sind sehr viel unterschiedlicher als am Vortag, was den Winzern etwas mehr Spielraum für die Assemblage gibt.

Die Weine der Domaine Sainte Eulalie in La Livinière gehören zu den Spitzenprodukten bei den Languedoc-Weinen. Die Familie Coustal leistet Qualitätsarbeit auf wechselnden Böden und profitiert davon, daß die Gegend sehr gut durchlüftet ist und damit fast keine Fäulnisprobleme auftreten.

Ginster und Reben im Minervois

Ginster und Reben im Minervois

Ausblick von der Domaine Sainte-Eulalie in La Livinière Richtung Les Corbières und der Pyrenäen.

Les Corbières

Am Nachmittag widmeten wir uns der Appellation Les Corbières. Das wilde, kleinräumige Vorgebirge zu den Pyrenäen gehört zu den am dünnsten besiedelten Gebieten Frankreichs. Man findet kaum größere zusammenhängende Rebareale. Meistens sind es nach der nächsten Kurve ein, zwei kleinere bestockte Parzellen, die von einem kleinen Stück Weide oder etwas wenig Boden mit Getreide drauf, umgeben sind. Alles immer eingerahmt von den typischen garrigue-Wäldchen und überragt von alten Burgruinen, die als Zeugen einer großen Geschichte und als Symbol der Gegend, dem Land der Katharer, gelten.

Auch im Languedoc braucht's Fässer

Auch im Languedoc braucht's Fässer

In den Corbières sind jedoch größere Kaliber gebräuchlich als die berühmten barriques.

Ein eigenartiges Doppelgut findet sich in Montséret. U-förmig zusammengebaut sind die beiden Domänen Château Les Ollieux und Château Les Ollieux Romanis. Das war vor Zeiten einmal ein einziges Weingut, das durch Erbgang geteilt wurde und mittlerweile gehören die beiden Châteuax unterschiedlichen Familien. Es gibt einen besonderen Eindruck, wenn der erste Konkurrent nur einige Schritte über den Hof entfernt ist ...

Die Corbières-Weine wirken im allgemeinen etwas schlanker und leicht säurebetonter als die Minervois. Sie stehen ihnen aber nicht nach und zeichnen sich ebenso durch ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis aus.

Bähnli in Ollieux Romanis

Bähnli in Ollieux Romanis

So etwas hat noch kein Reiseteilnehmer je gesehen: Im Châteaux Les Ollieux Romanis gibt es auf dem Dachboden ein veritables "Bähnli", mit dem in der Weinlese das Traubengut über die richtigen cuves gefahren wird.

Toni Schuler

Toni Schuler

Er sieht nicht nur aus wie ein Älpler, er lebt auch so mit seinen Reben verbunden wie ein Senn mit seinen Tieren.

Beim Pic Saint-Loup

Am Samstag war der Besuch eines weiteren Weingutes in Schweizer Hand angesagt. Toni Schuler, ebenfalls ein Schwyzer, hat seit 1999 das zerfallende Gut Abbaye du Fenouilletin der Gegend des Pic Saint-Loup konsequent wiederaufgebaut. Schuler verfolgt eine klare Philosophie im Weinbau, die sich von vielem Gängigem abhebt. Auf seinem Gut stehen die schon erwähnten roten Rebsorten. Und bei den weißen hält er sich ebenfalls an die "Landessitte" mit Marsanne und Grenache blanc. Hinzu kommen aber noch zwei Rebsorten, die nicht zum klassischen Rebsatz des Languedoc gehören: die Chardonnay und die Sauvignon blanc.

Die Präsentation von Rebanlagen, Weinbetrieb und -philosophie zeigt, daß hier ein Fachmann mit seinem Konzept vorwärtsgeht und dabei konsequent bleibt. Das Resultat: ausgezeichnete Weine.

Degustation unter Platanen

Degustation unter Platanen

Im alten Innenhof unter schönen Platanen degustieren und besprechen wir die Weine der Domaine Abbaye du Fenouillet.

Unser Gastgeber

Unser Gastgeber

Patrick Henriroux - einer der großen Köche Frankreichs

Kulinarischer Höhepunkt

Zu unseren Weinreisen gehört auch jedesmal ein kulinarischer Höhepunkt - schließlich sind wir ein Kochclub. Dieses Mal war es das d ner des Samstagabends, bereits auf der Heimreise. In Vienne, südlich von Lyon, besuchten wir das Restaurant La Pyramide, das in der französischen Küchengeschichte eine ganz besondere Stellung einnimmt, denn hier wirkte einst einer der größten Küchenchefs, Fernand Point.

Seit vielen Jahren steht das erneuerte Haus unter der Leitung von Patrick Henriroux und gehört in den Kreis der Hohen Gastronomie in Frankreich. Henriroux verwöhnte uns mit einem köstlichen Menu, in dem alle Einzelheiten bestens abgestimmt waren. Besonders herausragend war der Rouget auf einem Ratatouille-Jus mit Piments d'Espelette und eine klassische Longe de veau, die nur so fein gelingt, wenn man sie für eine größere Gesellschaft kochen darf. Ein kleiner Scherz für die Schweizer war dann auch noch drin: ein Röschen vom Tête de Moine auf einem Orangen-Coulis mit einer Crème glacée von Spargeln - im ersten Moment gewöhnungsbedürftig und dann aber köstlich.

Mit den zu den verschiedenen Gängen einzeln abgestimmten Weinen durften wir ein kulinarisches Erlebnis der höheren Klasse genießen.

Sonntag - heimwärts

Letzter Halt

Letzter Halt

Es war nicht zum erstenmal, daß der Knoblauchzingge auf seiner Weinreise den letzten Halt in Dole einplante. Abgesehen davon, daß es von Dole aus noch eine angenehme, nicht zu lange Schlußetappe bis nach Oberwil gibt, bietet das kleine Städtchen am Fuße des Juras und am Doubs reizvolle Stadtbilder und angenehme Verpflegungsmöglichkeiten.

Text:
Rudolf Mohler, Oberwil

Fotos:
Peter Blumer, Reinach; Patrick Hug, Oberwil; Rudolf Mohler, Oberwil; Paul Stöcklin, Oberwil



AKTUELLES

Jahresprogramm 2024

Das defintive Jahresprogramm 2024 mit der Zuteilung der Kochabende ist aufgeschaltet.


Nächster Kochabend

MI 22.05.2024 18:00!
Kochen mit Simone
Kochstudio Oasis


Letzter Kochabend

Rückblick auf den 06.03.2024
(folgt)


Im Fernsehen

Der Kochclub Knoblauchzingge im regioTVplus.